Nach dem Regentag gestern und den sehr feuchten Aussichten für die norwegische Küste auf dem Weg zu den Lofoten in den nächsten Tagen war die Entscheidung den Weg über Schweden einzuschlagen genau richtig.
Vom Alvundfjord verläuft laut Regenradar ein Band mit wenig Niederschlag Richtung Osten, und 150km weiter soll es sogar richtig trocken sein.
Also auf, Ziel Roros, stand sowieso auf meiner POI Liste, und liegt heute und morgen wahrscheinlich trocken. Schnell ein paar kleine Straßen rausgesucht, und das Sträßchen über den Samsjoen hatte ich eh auf meiner Liste.
Erst mal Fähre von Kwande nach Kwanne.
Beim Resdalsvejen übers Valaskaret (Fv341) ist den Norwegen der Teer ausgegangen. Soll mit nur Recht sein. Es fängt nochmal leicht an zu regnen, ist aber nichts dramatisches und hört nach einer 1/4 Stunde auch schon wieder auf.
Ebenso auf dem Holodvegen (Fv475) – hier wurde der Schotter gerade ausgebessert, auf der losen Schicht fährt es sich fast wie auf Sand.
Besonders freue ich mich aber auf dem Lunddalsvegen über das Samsjoen. Mittlerweile ist sogar die Sonne rausgekommen. Nach einem kurzen Schotterstück kommt eine Schranke. Mautstraße. Na gut, kein Problem, 90 Rackern per Karte wie auf dem Tindevegen und das Sesam öffnet sich. Aber der will meine Karte nicht. Auch die andere nicht. X Versuche – Lesefehler oder was er mir da erzählen will. Keine Chance, Sesam bleibt geschlossen. Ich rufe 2x die Nummer an die an der Schranke angegeben ist – Anrufbeantworter. Nach einer Viertel Stunde kommt jemand aus der Gegenrichtung durch die Schranke – den stoppen ich und Frage ob er mir helfen kann, erkläre die Situation. Und ja, kann er. Zückt ne Dauerkarte und Magie Magie Sesam öffnet sich. Motor starten, durchfahren, Motor aus, dann erst mal wieder anziehen. Motor starten. EM.em EM. Nix. Ich hatte die ganze Zeit die Zündung angelassen – Batterie alle. Jetzt war ich zwar auf der gewünschten Seite der Schranke, aber auch irgendwie gefangen. Was kann man machen? Die Straße geht leicht bergauf, man kann versuchen die Tenere hoch zu schieben und dann quasi beim runter rollen anzuschieben. 2 Versuche – keine Chance. Hinterrad blockiert.
Neben der Schranke ist ein kleiner schmaler graben, nicht tief vielleicht 40 cm. Am Ende geht es diese 40 cm natürlich hoch. Das Motorrad aus dem Stand da hoch zu schieben unmöglich. Geht also nur mit Anlauf. Ich habe genau einen Versuch. Ich jogge mit der Tenere durch den Graben – und es klappt. Dahinter hat die Straße ein deutlich stärkeres Gefälle so dass ich bis auf Tempo 30 rollen kann und dann springt sie an.
Jetzt stehe ich aber wieder auf der falschen Seite der Schranke. Da hilft nur eins -durch den Graben fahren. Geht doch.
Die Strecke ist ein Traum aber ich traue mich wegen der leeren Batterie nicht anzuhalten. Also einfach den Schotter cruisen und genießen. Später vor mir ein kleines Rudel (5) junge Rentiere auf der Straße. Aber keine Chance das Handy zu zücken. Zu schnell sind sie weg. Kurz darauf noch mal ein Rudel (9) Kinder. Aber auch die nehmen schnell reissaus.
Die Gegend ist zwar nicht so spektakulär wie in den ersten Tagen aber ich genieße das einsame fahren auf dem Schotter. Erst mal keine Foto-Stopps. Jetzt hier liegen zu bleiben wäre dann wirklich kein Spaß mehr.
Nach dreiviertel der Strecke ist geradeaus Sackgasse-und rechts durch eine Palette und Kette der Weg versperrt. Was soll das? Erst Maut nehmen und dann nicht fahren lassen? Auf der Rückseite der Palette steht nur ein Schild mit den Mautkosten. Also räume ich die Kette einfach beiseite und fahre durch.
Es geht jetzt drauf auf 750 m. Hier liegen noch deutlich Schneereste, aber der Boden ist durch das Schmelzwasser sehr weich und matschig geworden. Schwammig zu fahren, alles in allem aber kein Problem.
Am Ende der Strecke dann wieder eine Schranke. Die ist mit einer Kette gesichert, keine Chance dran vorbeizukommen. Die Kette ist aber nicht verschlossen so dass ich die Schranke öffnen lässt.
Die letzten Kilometer nach Roros lasse ich gemütlich rollen.
Roros
Auch wieder so ein Ort der in jedem Reiseführer steht. Eigentlich immer ein Zeichen bloß nicht dahin zu fahren. Aber heute halt auch der einzige trockene Ort. Immerhin UNESCO Weltkulturerbe. Vielleicht wegen der alten Kupfermine die hier vor 500 Jahren betrieben wurde. Ansonsten ein Städtchen mit zwei Straßen und (ja, zugegeben schönen) alten Holzhäusern. In der Saison ist hier bestimmt die Hölle los, jetzt ist hier tote Hose.
Gettin‘ Betta – Pat Travers (Playlist)