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The sky is the limit

Gimme back my Kickstart

… oder Sonntags, irgendwo in Belgien.

Eigentlich wollte ich diese Woche mit meinem Sohn via Eifel, Ardennen an die belgische Küste um von da aus den belgischen Trans Euro Trail zu erkunden. Leider kamen wir nicht ganz so weit, weil wir die Tour am Samstag mittag bereits in Bouillon wegen eines eingeklemmten Nervs im Rücken unterbrechen mussten.

Am Zeltplatz an de Semois in der Nähe von Bouillon

Nachdem wir das Zelt aufgebaut hatten wollte ich dann wenigstens noch eine kleine Runde über die kurvigen Straßen rund um Bouillon drehen. Dumm nur, daß ich während des Zeltaufbaus die Zündung der Tenere angelassen hatte – innerhalb gut einer Stunde war die Batterie aber sowas von leer gesaugt, nicht mal mehr die orange Hintergrundbeleuchtung des Tachos. Anschieben? 4 Versuche erfolglose Versuche gestartet. Gimme back my Kickstart!
Aber auch wenn ich kein französisch spreche war den netten Leuten im Wohnmobil schnell klar zu machen woran’s mir fehlt. Mit deren Starthilfe konnte ich dann doch noch meine Runde drehen.

Oberhalb von Bouillon gibts einen kleinen Aussichtsturm, von dem man schön auf die Schleife des Semois blicken kann. Die letzten ca. 700m sind Waldweg, so sagt’s zumindest die Karte. Zuerst wollte ich laufen, aber da oben angekommen war da kein Mensch, da dachte ich mir – dann kannst du ja auch fahren. Die ersten 200m kein Problem. Dann wurde der Weg aber immer enger und zugewachsener, mit 2 tiefen Furchen links und rechts. Immer noch ganz gut zu befahren, aber der Weg wurde halt immer schmaler. Ob man da wohl nochmal irgendwo wenden kann ? Hmm. keine Lust irgendwann den schweren Trecker hunderte Meter rückwärts zu schieben. Also hier wenden wo’s noch gerade geht. Leider die Tiefe der Furchen hinter mir nicht bedacht. Zweimal gings noch hin und her, doch als die Tenere quer zum Weg stand drehte das Hinterrad nur noch durch – festgefahren. Alleine keine Chance, auch nicht mit Absteigen, schieben oder sonstwas. Was tun? Ohne Hilfe weit und breit blieb nur die stabile Seitenlage, Moped in Fahrtrichtung drehen und wieder aufrichten. 200kg können ganz schön schwer sein. Geht alleine, muss man aber nicht oft haben. Die (gummigelagerte?) Lenkeraufnahme hatte sich dabei leicht verschoben, das ließ sich aber später auf dem Campingplatz mit ein paar beherzten Stößen gegen das Lenkerende wieder richten.

Vom Hinterrad gegraben

Als am nächsten Morgen der Rücken immer noch keine Besserung zeigte hieß es dann leider : TET abbrechen, zurück nach Hause. Mittelkurvige Route vom kurviger.de versprach immerhin noch ein klein wenig Fahrspaß auf 290 km.

Die ersten 70km auf wirklich schön. Nicht ernstaft kurvig, aber tolle kleine Sträßchen durch Wald und Feld, schöne Aussichten, und wenn überhaupt mal ein Dorf dann eines mit kaum mehr als 10 – 20 Häusern. Eines dieser Dörfer heißt Nisramont. Sollte man meiden, da liegen fiese lange Schrauben auf der Straße 😉 Und eine davon bohrte sich in das Hinterrad meines Sohnes. Super. Plattfuß mitten im belgischen Nichts.

Naja, wofür denkt man aber sonst immer an alles und hat Werkzeug incl. Ersatzschlauch und Montiereisen dabei? Richtig, um es auch mal einzusetzen. Pannenspray hatte ich in der Garage rausgelegt, aber dann wohl vergessen mitzunehmen (Hätte bei der größe des Lochs aber auch nichts genutzt). Also von Bauer’s Scheune einen dicken Stein und Holzklotz geliehen, die kleine 125-er aufgebockt, Hinterrad raus, Schlauch gewechselt, aufgepumpt – doch was das? Kein Druck auf den Reifen zu bekommen. Wir hatten das Wechseln zwar im letzten Jahr zuhause mal erfgolgreich geübt, aber hier, wo’s drauf ankam die einzige Chance versemmelt. Das Dorf wie ausgestorben. Traffic auf der N843? Fehlanzeige. Alle 10 Minten mal ein Auto oder auch mal ein paar Motorradfahrer. Die haben zwar meist nett gewunken, aber gehalten hat keiner. Also letzte Chance : ADAC Auslandshilfe. Problem aufgenommen (Ich brauche neuen Schlauch oder zumindest Flickzeug!). Ergebnis:  „Wenn in den nächsten 90 Minten keiner bei Ihnen meldet sagen Sie uns bitte nochmal Bescheid“. Gemeldet hat sich dann nach 30 Minuten jemand („Ich schicke jemanden“), just in dem Moment wo eine Truppe KTM Fahrer doch angehalten hat um zu helfen. Und fast gleichzeitig tauchte auch der 82 jährige Besitzer des Bauernhofes auf. Der hatte tatsächlich Flickzeug, aber keine Gummilösung. Dafür hatten die KTM Fahrer kein Flickzeug, aber Gummilösung. Damit haben wir dann erstmal beide Schläuche geflickt. Gerettet – gedacht. KTM Fahrer wieder weg, Schlauch eingebaut und – wieder kein Druck. 2 mal den gleichen Fehler hintereinander, wieviel Pech kann man haben ? Wir hatten schon etwas Luft in den Schlauch gegeben, bevor wir den Reifen wieder in die Felge gedrückt hatten, aber offensichtlich zu wenig.

Eine Nachbarin von Gegenüber brachte uns 2 Cola und lud uns zum Essen ein – wollten wir auch annehmen, aber erstmal nach kurzer Pause einen Anlauf zur letzten Chance wagen. Diesmal deutlich mehr Luft in den Schlauch, bis er den Reifen merklich (aber noch ohne großen Druck) gefüllt hat. Und endlich, nach gut 2 Stunden, 3 Versuchen und einer halben Flasche Shampoo brachte der Airman 1.4 bar auf den Reifen – bevor die Sicherung der Stromversorgung ausfiel.
Auch egal – schnell Rad einbauen und nix wie weg. Just in diesem Moment kam dann auch schon der Pannenwagen. Groß genug um einen Transporter Huckepack zu nehmen, aber ohne Flickzeug oder Schlauch. Und ein Fahrer der nur französisch sprach. Irgendwie konnten wir ihm verklickern daß er zu spät war und dann ist er halt wieder gefahren. Hätte uns wenn ich das richtig verstanden habe wohl eh nur zur nächsten Werkstatt geschleppt, was an einem Sonntag nachmittag auch nicht wirklich eine Hilfe ist.
Das kleine Gewitter verbrachten wir dann auf der überdachten Terasse der Nachbarn (die mittlerweile nicht mehr da waren, schade, nix zu essen), um dann auf dem schnellsten Weg (AB) Richtung Heimat zu fahren.

Merke

Kickstarter waren eine gute Erfindung

Auch wenn’s nur ein kleiner Abstecher ist – abseits gepflasterter Wege kann es hilfreich sein wenn man nicht alleine ist.

Neben Schläuchen auch Flickzeug mitnehmen, und vor Aufziehen des Reifens wirklich genügend Luft in den Schlauch geben.

ADAC Notruf am Sonntag – speziell im Ausland – ist nicht unbedingt hilfreich. Ich habe – genau wie einige Bekannte – auch schon sehr gute Erfahrung mit der ADAC Hilfe gemacht, aber in diesem Speziellen Fall war das ein Satz mit X.

 

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